Nachdem mein uralter Fender Super 60 seit Jahren im Proberaum verstaubt, habe ich beschlossen ihn in Eigenregie zu restaurieren.

Tag 1

Das ist der Zustand des Amps am ersten Tag.

Der Ausgangszustand

Nach einer Bestandsaufnahme und einem Test, wird der Amp zuerst mal in seine Einzelteile zerlegt. Er funktioniert zwar und klingt auch nicht schlecht, aber er hat sich nach so vielen Jahren eine Auffrischung verdient.

Tag 2

Als erstes wird das Gehäuse demontiert und alles dessen Platz nicht offensichtlich ist, beschriftet. z.B. hier die Schutzecken.

Nach dem Ausbau von Verstärker Chassis, Lautsprecher, Reverb Tank sowie der Front muss nun auch das in die Jahre gekommene Tolex dran glauben.

Durch das Alter lässt es sich recht einfach sogar ohne Heißluft abziehen und der Amp ist schnell von seiner Hülle befreit.

Der Reverb Tank sieht auch nicht sonderlich sauber aus.

Die Federn sind aber in Ordnung und daher darf er bleiben und wird gereinigt.

Tag 3

Das Reinigen und Abschleifen des Gehäuses war wirklich harte Arbeit, aber es sieht jetzt wieder jungfräulich aus.

Auch die restlichen Holz Teile folgten dem Gehäuse.

 

Außerdem heute am Programm: Löten. Meine Erfahrung damit hält sich ziemlich in Grenzen, zur Entfernung der beiden miesen Inputbuchsen hat es aber gereicht.

Vorher:

Nachher:

Leicht zugänglich sind die beiden im Übrigen nicht, da man dafür das gesamte vordere PCB mit allen Potis demontieren muss.

Tag 4

Mittlerweile habe ich die wichtigsten Ersatzteile beim Tube Amp Doctor bestellt.

Als Tolex kommt ein fesches (oder auch nicht, wir werden sehen)  Baby Blue drauf – der Kleber kommt als Sprühkleber von Adam Hall.

Die beiden Endstufen und drei Vorstufen Röhren kommen als Set vom Doctor.

Als Lautsprecher wird ein Jensen 12” Vintage Neodymium 100W 8 Ohm zukünftig seinen Dienst im Amp versehen.

Außerdem auf der Bestellliste:

Fender grill cloth SILVER, TURQUOISE (Fender® 70s silverface)

Ein Satz neuer Füße sowie die beiden zu ersetzenden Input Buchsen.

 

Heute blieb dann noch Zeit die restliche Hardware zu reinigen bzw. mit dem Dremel vom Rost zu befreien.

Zum Teil waren die Teile in miserablen Zustand

 

Tag 5

Ein wenig überraschend kamen die Ersatzteile heute schon per UPS an. Also habe ich den späten Nachmittag genutzt und zuerst mal die Röhren gegen das neue Set ausgetauscht.

eine der Endstufen 6L6

und hier von rechts nach links V1-V3 aus dem Set vom Tubeampdoctor

Die ursprünglichen 3 Pin Mono Buchsen werden durch 4 pin Mono Buchsen getauscht die nach dem auslöten des zweiten Switch Pins perfekt aufs Board passen.

und fertig verlötet

Vor dem fixieren des Boards mussten die Inputs jetzt einmal getestet werden, keine Lust das ganze nochmal auseinandernehmen zu müssen.

Die 6L6 sehen schonmal so aus wie ich mir das vorstelle 🙂

Also auch mal kurz den neuen Jensen angehängt und eine Gitarre angestöpselt – siehe da, Klang kommt aus dem Speaker. Ein paar Störgeräusche und dünner Klang liegen wohl an der suboptimalen Aufstellung auf meinem Schreibtisch mit 100ten elektrischen Geräten und dem fehlenden Gehäuse.

Also finden alle Schrauben am Board wieder ihren Platz, die Potis werden wieder in die Front gequetscht, und die Buchsen sowie Poti mit ihren Muttern gesichert.

Sieht schon viel besser aus als zu Beginn.

Die Frontbespannung geht sich heute auch noch aus, und ich finde die Farbwahl sehr gelungen, mal sehen wie es sich dann mit dem hellblauen Tolex verhält…

Inklusive aufgeschraubtem Logo und Typenbezeichnung. Merke fürs nächste Mal, Markierungen oder Messungen für die Bohrlöcher, die sind nach dem Bespannen nicht mehr einfach zu finden…

Passt schon mal gut.

Tag 6

Heute war ein intensiver und arbeitsreicher Tag der aber am Ende belohnt wurde.

Zuerst stand ein kurzer Besuch beim Obi Baumarkt an um mir ein langes Alu/Stahl Lineal zu besorgen.

Danach machte ich mich daran das Tolex zuzuschneiden. Es gab zwei Möglichkeiten. Eine lange Bahn das ganze Gehäuse in einem Stück abdeckt, oder 4 Einzelstücke für die jeweiligen Seiten. Ich entschied mich für ersterer Variante. Das erst was ich gelernt habe war dass Variante zwei wohl einfacher gewesen wäre.

Der Beginn war noch recht einfach, v.a. auch weil ich mit dem Sprühkleber einfach arbeiten konnte. Dieser wurde sowohl am Gehäuse als auch am Tolex aufgetragen und nach kurzer Trockenzeit war es kein Problem die beiden Seiten zu verbinden.

Schwierig wurde es dann bei den ersten Ecken…

Spätestens jetzt wurde es mühsam mit dem Sprühkleber. Wieder was gelernt, ein Kleber zum Pinseln wäre hier einfacher und v.a. auch sauberer gewesen.

Die unteren Ecken gewinnen wahrscheinlich keinen Schönheitspreis, aber ich hatte auch immer im Hinterkopf dass hier sowieso die Schutzbleche drüber kommen 🙂

Nachdem die Tolexkleberei nach drei Stunden endlich geschafft war, ging es in die Mittagspause und ich freute mich schon auf den finalen Zusammenbau am Nachmittag.

Als erstes habe ich einmal die Schutzecken und den neuen Satz Füße montiert.

Es folgte der Tragegriff. Hier hatte meine Erfahrung mit den Bohrlöchern der Frontbespannung im Kopf und die Position der Löcher vor dem Bekleben vermessen und notiert – einfach zu finden wenn man weiß wo man sucht.

Nun wurde es Zeit den Lautsprecher einzubauen. Hier hatte der Vorbesitzer schon zwei der originalen Schrauben gegen etwas zu lange alternative ausgetauscht. Waren etwas mühsam zu fixieren, funktionierte aber am Ende und der Vintage Jensen war an Ort und Stelle.

Gut zu sehe hier die etwas zu langen Ersatzschrauben unten.

Der Reverbtank wurde neu auf einem Moosgummiband gelagert da die uralten originalen Dämpfer zerfielen.

Jetzt kam der Verstärker selbst an die Reihe. Für das Gewicht des Teils lies es sich überraschend einfach positionieren und mit den Chassisschrauben fixieren. Lautsprecher und Reverb verkabelt.

Zuletzt noch die Frontplatte eingesetzt und fertig ist das gute Teil.

Es folgte logischerweise ein Funktionstest. Und siehe da, voll funktionsfähig und klingt wunderbar.